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Der Sänger R. Kelly ist bei einem Prozess in New York 2022 unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zu einer Haftstrafe von 30 Jahren, und im Februar 2023 wegen eines ähnlichen Vergehens in Chicago zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.
NZZ Redaktion
Die neuesten Entwicklungen
- Die New Yorker Staatsanwaltschaft hat laut Medienberichtendie Musik-Labels Sony und Universal zur Herausgabe jeglicher Tantiemen und sonstiger Leistungsansprüche des ehemaligen PopstarsR. Kelly aufgefordert.Kelly schulde zwei Opfern rund 380 000 Dollar, zudem stünden noch rund 140 000 Dollar an Strafgebühren aus, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag (1. 6.) in New York mit. Bezahlt habe Kelly bisher rund 28 000 Dollar.
- Der bereits wegen Sexualstraftaten im Gefängnis sitzende Ex-Popstar R. Kelly ist erneut zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Richter in Chicago urteilte am Donnerstag (23. 2.) allerdings, dass Kelly seine Haftstrafen grösstenteils parallel absitzen darf. Kelly war im vergangenen Jahr in New York unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger bereits zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt worden.
Inhaltsverzeichnis
- Worum ging es im jüngsten Prozess?
- Worum ging es in dem ersten Verfahren, das im Sommer 2021 begann?
- Was wurde R. Kelly im ersten Verfahren konkret vorgeworfen?
- Wie lautet das Urteil vom Mai 2022?
- Wie verlief der Prozess?
- Wer waren die Klägerinnen?
Worum ging es im jüngsten Prozess?
Am 18. August 2022 begann in Chicago ein weiterer Prozess gegen den bereits verurteilten Popsänger. Er war in 13 Punkten angeklagt: Unter anderem wegen der Herstellung von Kinderpornografie in mehreren Fällen, der Verleitung Minderjähriger zu sexuellen Handlungen und der Behinderung der Justiz. Auch zwei seiner früheren Angestellten sind angeklagt. Im Februar 2023 wurde das Strafmass verkündet: R. Kelly muss weitere 20 Jahre in Haft. Er darf beide Haftstrafen aber grösstenteils parallel absitzen.
Worum ging es in dem ersten Verfahren, das im Sommer 2021 begann?
Erste Missbrauchsvorwürfe gegen R. Kelly wurden schon vor rund 25 Jahren laut. 2008 stand er wegen des Besitzes von Bildern schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht, wurde aber freigesprochen. Der Musik-Koloss schien unangreifbar auf seinem Pop-Thron. Aber spätestens als 2019 die aufsehenerregende Dokumentation «Surviving R. Kelly» die Anschuldigungen zusammenfasste, wurde es um den Sänger immer einsamer. Bei dem im Mai 2022 zu Ende gebrachten Prozess vor einem Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn ging es unter anderem um die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, sowie um Kidnapping und Bestechung.
Was wurde R. Kelly im ersten Verfahren konkret vorgeworfen?
Die Anklage warf Kelly vor, jahrzehntelang erwachsene Frauen, genauso wie Minderjährige und mindestens in einem Fall auch einen Knaben, für Geschlechtsverkehr missbraucht zu haben. Von ihnen habe er ausserdem absoluten Gehorsam verlangt, bis hin zur Erlaubnis für Toilettengänge, hiess es weiter. Ausserdem soll er versucht haben, 1994 einen Beamten zu bestechen, damit dieser falsche Papiere für die Sängerin Aaliyah ausstellt. Diese Dokumente sollten belegen, dass die damals 15-Jährige bereits 18 Jahre alt ist, damit der zu diesem Zeitpunkt 27 Jahre alte Sänger sie heiraten konnte.
Die Ehe der beiden wurde bald darauf annulliert. Aaliyah kam 2001 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Der seit seiner Festnahme im Sommer 2019 in Haft sitzende Musiker hat alle Vorwürfe zurückgewiesen und seinen Kritikern eine Rufmord-Kampagne vorgeworfen.
Wie lautet das Urteil vom Mai 2022?
R. Kelly ist im Mai 2022 zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt worden. Kellys Verbrechen seien «kalkuliert, sorgfältig geplant und über einen Zeitraum von fast 25 Jahren regelmässig ausgeübt worden», sagte Richterin Ann Donnelly bei der Urteilsbegründung an einem Gericht in New York. Sie verhängte zudem eine Strafe von 100 000 Dollar.
Die Geschworenen hatten den früheren Pop-Superstar in einem Gericht in New York am 27. September 2021 in allen neun Anklagepunkten für schuldig befunden. Der 54-Jährige war unter anderem wegen sexueller Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung angeklagt.
Unabhängig vom Urteil des New Yorker Prozesses muss der Sänger sich auch in weiteren Verfahren etwa in Minnesota zu ähnlichen Anklagepunkten verantworten. In einem Prozess in Chicago wurde er zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Wie verlief der Prozess?
Das Verfahren ist – nach Fällen wie denen von Filmproduzent Harvey Weinstein und Komiker Bill Cosby – eine weitere viel beachtete juristische Aufarbeitung der #MeToo-Ära. Wegen der Coronavirus-Pandemie war der eigentlich für Mai 2020 geplante Prozess zuvor mehrfach verschoben worden. #MeToo-Begründerin Tarana Burke twitterte gleich nach der Verkündung des Urteils ein kurzes Video von einer tanzenden Frau mit dem Untertitel «Kannst du einen völlig neuen Tag fühlen?».
Rund sechs Wochen lang hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung an dem Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn vor Richterin Ann Donnelly die Missbrauchsvorwürfe gegen Kelly aus mehreren Jahrzehnten detailliert ausgebreitet, auseinandergenommen und ihre Argumente dargelegt. Dutzende von Zeuginnen und Zeugen hatten sich zu Wort gemeldet und Hunderte Beweisstücke waren gesichtet worden.
Kelly sei ein Sexualstraftäter, hatte Anwältin Elizabeth Geddes für die Staatsanwaltschaft argumentiert und seine Verurteilung gefordert. Der Musiker sei selbst Opfer – von ausgedachten Geschichten und ausgeschmückten Erzählungen über Misshandlungen, hatte Kelly Anwalt Deveraux Cannick für die Verteidigung argumentiert.
Wer waren die Klägerinnen?
Laut amerikanischen Medien handelte es sich konkret um sechs Frauen, die als Klägerinnen auftraten und dem Angeklagten sexuellen Missbrauch und die Produktion von Kinderpornografie vorwarfen. Drei davon waren minderjährig.
Dazu kam noch ein Knabe, den R. Kelly ebenfalls missbraucht haben soll. Zwei der Klägerinnen erklärten, im Alter von 15 und 16 Jahren von Angestellten des Sängers bei einem Konzert in New York aus dem Publikum ausgewählt und zu einer Party eingeladen worden zu sein, wo man ihnen Drogen und Alkohol gab, bevor es zum sexuellen Missbrauch kam.
Mit Agenturmaterial
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